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Kreisverkehrsplatz zur Anbindung der neuen Ortsmitte Kall

Die schon längere Zeit andauernden Bemühungen zur Stärkung der Ortsmitte in unserem Heimatort Kall wurden im vergangenen Jahr intensiviert und durch umfangreiche städtebauliche Überlegungen konkretisiert. Ende 2016 hat die Gemeinde Kall ein integriertes Handlungskonzept zur Stärkung der Ortsmitte beschlossen und hierzu einen Antrag auf Städtebauförderung gestellt.

Die Ortsmitte Kall ist für den Kfz-Verkehr durch die Landesstraße L 105 erschlossen. Die L 105 ist gleichzeitig Durchgangsstraße und Erschließungsstraße. Die eigentliche Ortsmitte befindet sich dabei in dem Abschnitt der L 105, der als Bahnhofstraße bezeichnet ist.

Um die Bahnhofstraße zukünftig am südlichen Ende an die angrenzenden Ortsstraßen und das übergeordnete Straßennetz anzuschließen, ist die Anlage eines Kreisverkehrsplatzes vorgesehen. Dadurch entsteht eine verkehrstechnisch leistungsfähige und gleichzeitig städtebaulich verträgliche Verknüpfung zur Hindenburgstraße und zu den Baugebieten am Hallenbad.

Über den geplanten Kreisverkehrsplatz soll die Verbindung der Bahnhofstraße, aber auch die Anbindung des REWE-Parkplatzes gewährleistet werden. Zudem ist geplant, die südlich gelegenen Flächen im Bereich des Hallenbades entlang der Urft ebenfalls an den Kreisverkehrsplatz anzuschließen. Perspektivisch gibt es Überlegungen, etwa vom Hallenbad aus ergänzend eine südliche Verbindung zur L 204/Trierer Straße einzurichten. Im aktuellen FNP der Gemeinde Kall sind hierfür jedenfalls Flächen vorgesehen.

An und für sich ist die Anlage eines Kreisverkehrsplatzes an einer derartigen Verknüpfungssituation nichts Ungewöhnliches. Eine Besonderheit ist aber, dass sich der bestehende Anschluss der Bahnhofstraße an die Hindenburgstraße genau auf einer Brücke über die Urft befindet. Diese Brücke ist in der Baulast des Landesbetriebes Straßenbau NRW. Bei den von dort durchgeführten regelmäßigen Brückenkontrollen wurde festgestellt, dass die Brücke geschädigt ist und erneuert werden muss. Daher wurden die Überlegungen zur Erneuerung der Brücke in die Knotenpunktplanung einbezogen.

Derzeit ist der REWE-Parkplatz mit einem Minikreisel an die Bahnhofstraße angebunden. Die Erfahrung zeigt, dass dieser Minikreisel wegen des geringen Durchmessers und der aus der Straßenachse herausgeschobenen Mittelpunktslage nicht flüssig befahren wird. Daher kommt es immer wieder zu Stockungen und auch Konfliktsituationen. Hier besteht also erhebliches Verbesserungspotenzial. Zudem soll die bereits beschriebene direkte Anbindung der Flächen im Bereich des Hallenbades erfolgen. Mit diesen beiden Ästen sowie der Bahnhofstraße und der Hindenburgstraße sollen also vier Äste an den Knotenpunkt anbinden. 

Für die Straßenplanung stellt sich an dieser Stelle das Problem, dass die Achsen der vier Äste, die miteinander verknüpft werden sollen, sich vordergründig nicht einmal annähernd in einem Punkt treffen. Würde man den REWE-Parkplatz und die Wohngebiete am Hallenbad jeweils separat an die L 105 anschließen, so würden zwei Knotenpunkte entstehen, die so nahe beieinanderliegen, dass regelmäßige Störungen durch Rückstau aus dem einen Knotenpunkt in den anderen vorprogrammiert wären.

Im Laufe des Planungsprozesses wurden daher zahlreiche Varianten mit dem Ziel der Schaffung nur eines Knotenpunktes untersucht. Bei der Variantenuntersuchung zeichnete sich bereits ab, dass dies nur gelingen kann, wenn private Flächen in die Planung einbezogen werden. Der Gemeinde Kall ist es gelungen, den erforderlichen Grunderwerb sicherzustellen.

Die Trassierung der Straßenachsen mit einem gemeinsamen Schnittpunkt führt dazu, dass die Kreiselplanung und die Brückenplanung sich gegenseitig beeinflussen, da zumindest Teile des Kreisverkehrsplatzes auf der zu erneuernden Brücke liegen werden. Nachdem zunächst nur ein Brückenbauwerk vorgesehen war, auf dem der überwiegende Teil des Kreisverkehrsplatzes angeordnet werden sollte, wurde im Rahmen der Optimierung der Planung der Mittelpunkt des Kreisverkehrsplatzes in Richtung Bahnhofstraße verschoben. Dadurch liegen nur unwesentliche Teile des Kreisverkehrsplatzes auf Brückenbauwerken. Die Verschiebung hat zudem zur Folge, dass statt einer sehr wuchtigen Brücke zwei schlankere Brückenbauwerke vorgesehen werden können. Das eine Brückenbauwerk dient der Anbindung der Hindenburgstraße an den Kreisverkehrsplatz und besitzt als Ersatzneubau etwa die gleiche Größe wie die vorhandene Urftbrücke. Zur Anbindung der Flächen am Hallenbad ist ein neues, zusätzliches Brückenbauwerk erforderlich. 

Durch die Aufteilung auf zwei Brücken ist die Gesamtfläche, mit der die Urft überbaut werden muss, kleiner als bei einem gemeinsamen Brückenbauwerk, das die Anbindung der Hindenburgstraße und der Baugebiete im Bereich des Hallenbades ermöglichen würde. Außerdem besteht die Möglichkeit, die beiden Bauwerke stufenweise, d. h. in zwei Bauabschnitten zu errichten.

Der geplante Kreisverkehrsplatz soll einen Außendurchmesser von 26 m erhalten. Dieser Durchmesser hat sich für Innerortskreisel in Landesstraßen bewährt. Mit einer Fahrbahnbreite von 8 m können alle Standardfahrzeuge, auch Lastzüge, Sattelzüge und Omnibusse, den Kreisverkehr problemlos befahren. Die Gehwege erhalten eine Breite von 2 m, so dass Fußgänger den Kreisverkehrsplatz sicher passieren können.

Der Kreisverkehrsplatz soll als eines der ersten Projekte des integrierten Handlungskonzeptes zeitnah realisiert werden. Nach Durchführung weiterer Planungsarbeiten und Genehmigungsverfahren erfolgt der Ausbau voraussichtlich im Jahr 2018.

– Dipl.-Ing. Andreas Göttgens