PE NEWS

Bedrohung durch illegale Einwanderer Machbarkeitsstudie Krebssperren

Der heimische Edelkrebs (Astacus astacus) ist in Deutschland vom Aussterben bedroht. Hauptgrund ist die „Krebspest“, eine Erkrankung, die von eingeschleppten amerikanischen Krebsarten übertragen wird, die sich in deutschen Binnengewässern immer weiter ausgebreitet haben und selbst immun gegen die Krankheit sind.

Die letzten Inselbiotope des Edelkrebses liegen heute in den kühlen Oberläufen von Fließgewässern, die noch nicht von amerikanischen Krebsen erreicht wurden – zumal diese die wärmeren Unterläufe bevorzugen. Eine Ausnahme ist der Nordamerikanische Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus), der auch kühlere Temperaturen verträgt und sich daher zunehmend auch in die Oberläufe ausbreitet. Zusätzlich ist er dem Edelkrebs aufgrund der höheren Wachstums und Vermehrungsrate, sowie größerer Aggressivität überlegen und verdrängt ihn daher selbst dann, wenn er die Krankheit nicht in sich trägt. Durch diese Eigenschaften wirkt sich der Eindringling zusätzlich auch negativ auf das gesamte Ökosystem, Kleinstlebewesen, Pflanzen und Fische aus.

Diese Bedrohung ist aktuell auch im Oberlauf der Ahr von akuter Bedeutung. Hier werden Edelkrebsbestände in den Quellbereichen von Seitenbächen durch eine Signalkrebspopulation bedroht, die sich über den Hauptstrom ausbreitet. Nach derzeitigem Kenntnisstand besteht die
einzige Möglichkeit zum Schutz dieser Edelkrebse in der Errichtung von Barrieren, die den Signalkrebs an der weiteren Ausbreitung hindern.

Der Kreis Euskirchen hat daher bei der PE Becker GmbH eine Machbarkeitsstudie zur Errichtung zweier Krebssperren in Auftrag gegeben. Eine davon soll fischpassierbar gestaltet werden, also nur Krebse zurückhalten, während Fische weiterhin ungehindert wandern können. Hierfür ist es erforderlich, die Sperre so zu gestalten, dass eine Mindestströmungsgeschwindigkeit von 0,5 m/s in einem vollkommen glatten Passierkanal auch bei Niedrigwasser nicht unterschritten wird. Da Fische über eine bessere Schwimmleistung verfügen als Krebse, können sie dann gegen die Strömung anschwimmen, während Krebse, die auf der glatten Oberfläche keinen Halt finden, zurück gespült werden.

Günstige Voraussetzungen zur Konstruktion einer solchen Sperre findet man nicht in einem natürlichen Bachbett, sondern nur in bereits verbauten Bereichen des Gewässers, wie Brücken oder Wehren. Die PE Becker GmbH wird daher im Jahr 2020 ausgewählte Standorte im Oberlauf der Ahr in Bezug auf Abflüsse und Querschnitte prüfen, passende Krebssperren konzipieren und deren Hydraulik und Fischpassierbarkeit bewerten, so dass letztlich ein Einbau zur Rettung der Edelkrebsbestände erfolgen kann.

Dr. Susanne Vaeßen, Abteilung Umweltplanung